Angela Merkel auf der Cebit

Angela Merkel verweilte heute in Hannover, um die Cebit zu eröffnen. In ihrer Rede kündigte sie an, ein neues Regierungsprogramm für die Informations­gesellschaft in Deutschland zu erarbeiten. Hoffentlich war dies keine Drohung. Gleichzeitig wurde Geld versprochen. Mit einem neuen 6-Milliarden-Euro-Programm zur Förderung von Zukunftstechnologien soll es wieder aufwärts gehen in Deutschland. Mal schauen, wie das Geld angelegt wird. Wird damit tatsächlich Innovation gefördert oder wieder nur riesige Softwareprojekte, die dann nicht funktionieren. Davon gab es ja viele Beispiele in letzter Zeit.

Gespannt bin ich ja mal auf den angekündigten IT-Gipfel. Vermutlich wird das sowas wie der Job-Gipfel, wo sich dann Merkel und Müntefering mit den Chefs von Bitkom, der Telekom und Siemens treffen und zum Schluss alle glücklich in die Kamera strahlen?

Ansonsten ist die Rede nicht wirklich von Bedeutung. Interessant ist ihr Glaube, die elektronische Gesundheitskarte würde „die Kommunikation zwischen den medizinischen Einrichtungen schneller und sicherer machen“.

Höhepunkt der Rede ist sicherlich dieser Absatz, wo ich das verwendete Bild für etwas unglücklich erachte:

Und wo besser als auf einer IT-Messe wird der Wert eines solchen Ansatzes erkennbar?! Ein IT-Programm, das alles leisten sollte, das wäre viel zu fehleranfällig. Bekannte Programme – ohne Schleichwerbung zu machen (Google/Apple) – arbeiten aus genau diesem Grund nicht mit einem Rechner. Sie verbinden vielmehr viele kleine Rechner. Man könnte es in der Politikersprache auch Dezentralisierung nennen.

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6 Ergänzungen

  1. In der Berichterstattung wird bisher nur von einem nationalen IT-Gipfel zwischen Regierung und Industrie gesprochen, obwohl in der Rede nichts genaueres dazu steht. Da hatten doch alle
    Beteiligten auf den Informations-Weltgipfeln in Genf und Tunis eigentlich schon mehr gelernt, oder? Wir sollten darauf hin wirken, dass das ein Multi-Stakeholder-Gipfel wird und die Interessen der Bürger, Nutzer und Kunden angemessen vertreten sind. Oder machen wir einen Alternativgipfel?

  2. Naja, ich finde es ersteinmal überraschend, dass überhaupt irgendetwas kommt, auch wenn die 6 Milliarden sicher nicht aus frischem Geld bestehen, sondern größtenteils eine Zusammenfassung bereits bestehender Programme sein wird. Aber dennoch: Ich kann mir vorstellen, dass mit zunehmender Medienkompetenz auch der Regierung klar werden wird, dass es nicht nur der Förderung von Riesenprojekten bedarf, um z.B. die Akzeptanz der neuen Medien zu steigern. Sicher sind e-Democracy-Projekte da nicht das erste, woran die Planer denken werden, aber vielleicht ist das ja ein Anlass, zu versuchen, sich ein wenig Gehör zu verschaffen – z.B. mit einem Gipfel wie ihn Ralf vorschlägt?

  3. Wie stellst Du Dir das "daraufhin wirken" vor? Vermutlich ist es ressourcensparender, gleich über einen Alternativgipfel nachzudenken. Dieser könnte parallel in Berlin laufen oder gleich nur online.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.