10+ Faktoren für den Qualitätsjournalismus

Christiane Schulzki-Haddouti hat auf Kooptech „10+ Faktoren für den Qualitätsjournalismus“ zur Diskussion gestellt. Als Hintergrundinformation gibt es die ausführliche und lesenswerte Mediendisput-Analyse als PDF.

Die zehn Faktoren, die guten Journalismus beeinflussen:

* Geld: Die knapper werdenden finanziellen Ressourcen führen in den Redaktionen zu einem Abbau des Personals und bei freien Journalisten über weniger Aufträge und Honorardumping zu einem niedrigerem Einkommen.
* Zeit: Es steht aufgrund des erhöhten finanziellen Drucks immer weniger Zeit für Recherche und Qualitätssicherungsmaßnahmen zur Verfügung.
* Routinen: Die Selektionskriterien von Journalisten können zu einer systematischen Vernachlässigung von Themen führen, die für die Bevölkerung relevant sind. Die Recherche als Routine wird zunehmend abgebaut.
* Organisation: Redaktionen wurden in den letzten Jahren aufgrund des erhöhten finanziellen Drucks umorganisiert. Eine erste Studie zeigt, dass die Annahme, dass diese Umorganisationen mit Qualitätsverbesserungen einhergehen, in Frage gestellt werden muss.
* Recht: Zahlreiche Gesetze haben in den letzten Jahren das Redaktionsgeheimnis und den Informantenschutz geschwächt. Juristische Auseinandersetzungen um Unterlassungsklagen häufen sich. Das Akteneinsichtsrecht wird noch zu wenig in der Praxis genutzt bzw. die Nutzung wird von Behörden oftmals blockiert. Änderungen im Urheberrecht führten zu einer Schwächung der Urheber zugunsten von Sendern und Verlagen.
* Bildung: Die soziale Herkunft der Journalisten vornehmlich aus der Mittelschicht führt zu einem Mainstream-Journalismus. Das Ausbildungssystem begegnet derzeit der Herausbildung elitärer Zirkel nicht, um einen anwaltschaftlichen Journalismus zu vermitteln.
* Selbstverständnis: Die Ko-Orientierung der medialen Elite führt zu einer von den gesellschaftlichen Bedürfnissen abgehobenen Berichterstattung – und zur Vernachlässigung relevanter Themen oder Themenzugänge. Der erhöhte finanzielle Druck lässt Journalisten ihr Selbstverständnis zunehmend in den Hintergrund stellen.
* Eigentum: Im Bereich der Lokalzeitungen ist der Markt gefestigt; Wettbewerb findet nur noch punktuell statt. Eigentümerwechsel und Kostenreduzierung bleiben als letzte Maßnahmen, um dem finanziellen Druck zu begegnen. Außerdem ist zu beobachten, dass Publikationen und Sendungen in medienpolitischen Streitfragen für die eigenen Verlags- oder Betreiberinteressen eingespannt werden.
* Public Relations: Der Anteil der PR-beeinflussten Beiträge im redaktionellen Teil nimmt deutlich zu. Journalistische Inhalte werden immer häufiger als Umfeld für Werbekunden betrachtet. Die Grenzen zwischen Redaktion und Anzeigen verwischen zunehmend. Berufsständische und sonstige journalistische Interessenvertretungen und Verbünde können sich aber nicht auf eine einheitliche Linie in der Definition ethischer Grundsätze einigen.
* Digitalisierung: Die Beteiligungsbarrieren für Laien sinken, die Medien verlieren ihre Gatekeeper-Funktionen. Junge Nutzer und Intensiv-Leser wenden sich verstärkt den Online-Medien zu. Dabei ignorieren sie zunehmend das Inhalte-Bundling von Anbietern. Es entstehen deterritorialisierte Kommunikationsräume.

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Eine Ergänzung

  1. Sehr geehrte Damen und Herrn,

    ich bin Freier Journalist und gebkostenlos Unterricht an höhren Schulen über Journalismus.
    Können sie mir sagen welche Bücher es derzeit aktuell sind um den Schülern
    dies an Beispielen zu erläutern. Was man nicht machen sollte als Journalist ?
    Vielen Dank

    Adresse:
    Ulrich M. Scutella
    Amselweg 5
    89284 Pfaffenhofen-Roth

    MfG

    Ulrich M. Scutella

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