Wir brauchen ein Google-Gesetz

Zeit.de hat die Netzforscherin Jeanette Hofmann zum Google-Books-Abkommen interviewt: Wir brauchen ein Google-Gesetz.

ZEIT ONLINE: Verschafft sich Google mit der groß angelegten Digitalisierung ein Monopol?

Hofmann: Die jetzige Überarbeitung der ursprünglichen Vereinbarung von Google Blooks versucht die Gefahr einer Monopolstellung Googles zu vermindern. Ich bin aber skeptisch, ob die Regelung weit genug geht. Aus meiner Sicht sollte es gesetzliche Regelungen geben, die gleiche Bedingungen für alle Organisationen schaffen, die an einer Digitalisierung von gedruckten Werken interessiert sind. Der Umstand, dass Google anderen Anbietern nun die Möglichkeit einräumt, den Zugang zu digitalen Werken zu verkaufen, ist zwar schön, aber keine saubere Lösung für unseren künftigen Umgang mit vergriffenen und verwaisten Werken.

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15 Ergänzungen

  1. Immer leicht ein Gesetz zu fordern, wenn man keine Ahnung hat… Als hätte Deutschland nicht schon genug Gesetze…

    Zudem kann man kein Google-Gesetz machen. Man kann kein Gesetz auf eine Firma zuschneiden. Es muss abstrakt-generell sein. Schneidet man es auf Google zu werden die sich schon zu helfen wissen. Könnte ich auch irgendwie verstehen… Welches andere Unternehmen ist den tatsächlich finanziell in der Lage und auch Willens ähnlich viele Werke zu digitalisieren?

  2. Keiner hat auch nur den geringsten Grund, sich hier über Google zu beschweren. Wenn Europa komplett zu unfähig war, etwas aus Staatsmitteln aufzubauen, das auch nur annäherend an Googles Digitalisierungs-Strategie herankommt, hätten wir gar kein Problem. Aber jetzt hacken sie alle auf Google herum, wie die Firma es nur wagen kann, einfach Bücher zu digitalisieren.

  3. Och, hat jemand was böses gegen die eigene Lieblingsfirma gesagt?

    Es geht doch nicht darum, dass Google Bücher digitalisiert, sondern darum ob daraus ein Monopol entsteht und wie man damit umgeht, dass das Altwissen der Welt in einer einzigen privaten Bibliothek gelagert wird (digital jedenfalls). Kurzum, es geht um das wie und was man daraus macht – und das sollte man mit Blick in die Zukunft schon diskutieren.

    Natprlich verlangt niemand ein Gesetz „Google muss alles kostenlos hergeben… und alle anderen dürfen Geld dafür verlangen“, ein allgemeines Gesetz in diesem Bereich wird aber erstmal nur Google treffen – logischerweise. Die Überschrift griff das eben etwas überspitzt auf.

  4. Wenn die Angst vor einem Monopol haben, müssen die nicht Google dazu bringen den Zugang frei zu Gestalten.

    Sie sollen die Bücher halt selber einscannen.

  5. Ach was, es könnte ein Monopol entstehen? Ich hab ja gehört sowas soll öfters vorkommen, wenn ein einzelnes Unternehmen ohne jede Konkurrenz einen völlig neuen Markt erschließt ;)

  6. Wenn irgendeine Institution in der BRD heute es auch nur andenkt Bücher zu digitalisieren, hat sie morgen schon den Rechtsanwalt am Hals.

    Es sei denn das Einscannen von Druckwerken würde zum Volkssport werden. Folgendes Projekt ist in dieser Beziehung höchst interessant:

    http://www.diybookscanner.org/

  7. Warum sind neue Gesetze die Lösung für alles? Ich glaube kaum, dass Google aus Wissen ein Monopol machen kann. Man kann die Bücher immer noch „kaufen“ oder in den entsprechenden Bibliotheken ausleihen. Wenn Google anfängt, nach dem Scannen zu verbrennen, dann sollten wir was tun.

  8. Abend,

    Muss den Leuten vor mir zustimmen. Es ist ja Schwachsinn Google eine Monopolstellung vorzuwerfen wenn sie einfach die ersten sind die das tun. Wenn das Konzept aufgeht und geld erbringt dann wird es sicherlich Konkurrenz Produkte geben. Außerdem halte ich es besser wenn Google die Bücher einscannt und Geld damit macht als das es niemand tut und ich jedes Buch mühsam in eine Bibliothek suchen muss.
    Und es ist ja nicht so als ob die Bücher nachdem scannen verschwinden jeder der Google nicht mag kann ja immer noch in die Bibliothek laufen und sie dort lesen.
    Aber ich finde es lächerlich das hier nach Gesetzen und dem eingreifen des Staates geschrien wird und ansonsten man die Meinung vertritt das sich das Internet am besten selbst reguliert und das der Staat sich da gefälligst rauszuhalten hat der er ja sowieso keine Ahnung hat.

  9. @Cor: Es wirft Ihnen ja niemand Ihre Monopolstellung vor – im Allgemeinen – sie haben aber defacto eine, egal wie sie dazu gekommen sind. Die Frage ist jetzt eben wie man damit umgeht. Und wie man das in Zukunft handhaben will um auszuschließen, dass einige internationale Großkonzerne über das Weltwissen verfügen – denn der Austausch dieses Wissens wird eben immer digitaler und wird sich daher in Zukunft weg von den Bibliotheken hin ins Netz bzw. andere digitale Formen verlagern. Konkurrenz kann nur entstehen wenn Geldgeber vorhanden sind und gerade bei vorhandenem Monopol versagt der Markt oft kläglich.
    Gerade der freie Zugang zu Wissen – auch in Zukunft! – ist definitiv eine Aufgabe des Staates. Dabei muss auch ausgeschlossen werden, dass irgendwelche Knebelverträge geschlossen werden oder der eine Anbieter günstiger an die Urheberrechte kommt als ein anderer usw. Das ist also ein weites Feld.

  10. Versteh ich nicht. Hat Google die Rechte die Bücher auch anzubieten? Digitalisieren an sich kann doch nicht gegen das Urhebergesetz verstoßen wenn die Firma das für sich selbst tut und niemanden, auch intern, keinen Zugriff gewährt.

  11. Jeder der das Recht hat, ein Buch zu veröffentlichen, darf das auch im Internet tun. Dafür gibt es kein besonderes Monopol.

  12. Die Verleger hätten noch 30 Jahre gebraucht, um digitalisierte Bücher im großen Stil ins Netz zu bringen. Und die paar E-Books sind dann auch noch DRM-verseucht.

    Google Books ist ein Segen gewesen, wenn man wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Kein Mensch kann sich jedes Buch kaufen, nur um mal eben ein Zitat zu überprüfen. Das ist doch so etwas von abwegig. Leider haben die Verleger es geschafft, dass die Inhalte von Google Books stark eingeschränkt wurden.

    Und Jaenette Hofmann, das muss ich jetzt mal so sagen, hat leider vor 10 Jahren aufgehört kritisch zu denken, ist völlig überschätzt, sitzt fett auf einem mit Massen an Staatskohle subventionierten Stuhl, ist nur noch von Lobbyisten und Apparatschiks umgeben und kennt die Realität da draußen vermutlich nicht mehr so richtig.

  13. Diese „Unternehmen“, die sich in ihrer Arbeit ebenfalls der Digitalisierung widmen würden selbst bei mittelmäßigem Erfolg von Google aufgekauft werden.

    Es läuft immer schief, wenn sich Regierungen gegen mehrere hundert Milliarden schwere Konzerne stellen (vgl. GM und Opel)

  14. Danke für all die netten Kommentare, vor allem diejenigen zu meinem Gewicht, meinem Arbeitsstuhl, meinem Wissens- und Geisteszustand!
    Worum es mir in diesem Interview ging: Natürlich ist es an der Zeit, Bücher zu digitalisieren, vor allem solche, die weltweit nur in wenigen Bibliotheken verfügbar und somit außerhalb der Reicheweite ihrer möglichen LeserInnen sind. Da das Digitalisieren von Büchern, die dem Urheberrecht unterliegen, ohne die Zustimmung der Rechteinhaber nicht zu machen ist, brauchen wir eine neue Regelung. Diese Regelung sollte für alle, die als Anbieter von Büchern in Frage kommen, die gleichen Bedingungen schaffen. Die derzeit ausgehandelte Regelung bezieht sich ausschließlich auf Google und könnte deshalb ein Monopol besiegeln. Die Überschrift „Google-Gesetz“ ist schrott. Als ich dagegen protestierte, war das Interview schon im Netz.

  15. Solche Gesetzgebungen greifen den freien Informationfluss im Internet an. Ein Gesetz gilt dann nicht nur für Google, sondern auch für alle anderen. So gehe ich davon aus, das kurze Überschriften und ein Link zur Ursprungsquelle der freien Willensbilldung dient. Nachrichten sind dazu da verbreitet zu werden. Diese Domäne wollen sich die Nachrichtenagenturen und etablierten Medien wiedererobern. Es ist ein weiterer Schritt zur Komerzialisierung des Internets. Nachrichten verbreiten nicht nur Journalisten, sondern viele User des Internets verbreiten Informationen. Auch das ACTA-Abkommen, sowie viele andere Gesetze sind eine Zwangsjacke für das Internet und seine User. Wir brauchen kein „Google-Gesetz“. Die Reglementierung des Internets muß verhindert werden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.