Twitter löscht Anonymous (Update)

Der Twitter-Account der Gruppe Anonymous, die zur Stunde DDoS-Attacken auf MasterCard & Visa orchestriert, wurde soeben von Twitter suspendiert. Nachdem in den letzten Tagen immer wieder (Zensur-)Vorwürfe gegen Twitter laut wurden, weil #Wikileaks wider Erwarten nicht in den Trending Topics war, wofür eine zumindest nachvollziehbare Erklärung gegeben wurde, dürfte die Debatte nun – zu Recht – wieder entflammen.

Nach und nach lernen wir, dass jeder einzelne der zentralisierten Dienste, auf die wir uns doch so bequem verlassen konnten, doch nur dessen Lied singt, dessen Brot auch gegessen wird. Twitter-Revolution? Adé.

Es wird Zeit, die Lehre aus den Geschehnissen zu ziehen.
Sie lautet: Dezentralität.

Update: Facebook tut es twitter anscheindend gleich.
Hier noch ein Screenshot der letzten 20 Tweets vor der Suspendierung des Accounts.
Und dieser kleine Aufruf dürfte im Zusammenhang mir den MasterCard-Nummern interessant sein.

Ach so, den Tweet, mit dem zu rechnen war:

Und, kurz darauf: (danke sumosu)

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85 Ergänzungen

  1. Ich denke schon, dass es einigermaßen gerechtfertigt ist, da dort immerhin zu illegalen Handlungen aufgerufen wurde und diese auch darüber koordiniert wurden. Die zugehörige Facebook-Seite ist übrigens auch verschwunden.

    1. Zensurresistent ist übrigens auch identi.ca nicht. Die bekommt man nur bei Lösungen wie zum Beispiel Freenet (einem anonymen zensurresisten Netzwerk, das unabhängig vom Web ist) mit Sone

  2. Der letzte Tweet des Accounts enthielt einen Link zu einem Pastebin mit hunderten von angeblichen Mastercard Kreditkarteninformationen.
    Von daher sehe ich das Suspendieren des Accounts nicht wirklich als Zensur an.

  3. Jetzt könnte man natürlich noch zwischen Grund und nützlichem Vorwand differenzieren. Habe den Link selbst nicht mitbekommen, aber wenn dann war das eine dämliche Aktion. Andererseits ist zu vermuten, dass Twitter im Zweifelsfall auch andere Gründe gefunden hätte, den zur Koordination von Angriffen genutzten Account abzuschalten…

  4. @Musicaloris Sieh dir mal Diaspora oder Jabber an. Solche verteilten Systeme funktionieren (zumindest technisch/theoretisch).

  5. Successful troll is successful? Vor ein paar Stunden gab es in /b/ Pläne, Gerüchte über Hacks zu streuen um Mastercard Kunden zu verunsichern.

  6. Twitter ist doch an sich schon ein lebender DoS. Wenn die Anon-Jungs jetzt auch noch Twitter anvisieren sieht’s aber düster aus.

  7. Eine dezentrale und funktionsfähige Twitter Alternative gibt es schon: status.net / identi.ca! Hoffe mal, dass wirklich jemand die oben erwähnte Lektion lernt und umsteigt…

    Zentrale und firmenkontrollierte Lösungen wie Twitter und Facebook sind immer gefährlich. Irgendwann wird Diaspora hoffentlich auch mal so weit sein wie identi.ca.

  8. Ich glaube, dass Problem sind nicht die zentralen Netze, sondern viel eher die Konzentration der Dienste auf die USA. Alle wirklich wichtigen Seite kommen von da (ausser netzpolitik.org natürlich). Es gibt keinen Gegenpol zu Google, Twitter, Amazon, Facebook usw.

    Südamerika und Afrika haben keine entsprechende Infastruktur, Asien schliesst sich größtenteils selbst aus, Australien *schulter-zuck* und Europa reguliert sich getrieben von den USA (Terror, Überwachung, Urheberrecht) seit 10 Jahren derart kaputt (allen voran Deutschland), dass es hier einfach keine Leute gibt, die das so auf die Beine stellen könnten oder wollen.

  9. Es wurde definitiv ein Link auf PasteBin getwittert mit 10.000 MasterCard Kreditkartennummern und Daten. Angeblich ist die Liste auf Pastebin bereits gelöscht, hab aber direkt mal ne Sicherheitskopie gezogen. So Leids mir tut, aber Twitter hatte in diesem Fall wohl keine Wahl.

  10. Vom Guardian:

    Take any stories about hacked „lists“ of credit card numbers with a large pinch of salt: they are almost certainly rubbish based on a quick analysis of the purported numbers circulating.

  11. Wundert das jemanden ?

    twitter könnte mächtig ärger bekommen wenn sie einen Account in dem zu Straftaten aufgreufen wird online lassen.

    Gib als keine Alternative zur Dezentralität, nachdem Kazaa hatte als zentrale Platform auch keine Chance, erst durch emule und torrent wurde das ganze so dezentral und asymetrisch das es nicht mehr abschaltbar war.

    Hoffe das es hier mal bald gescheite alernativen zu den sozialen Netzwerken gibt.

  12. Usenet und Torrent sind da eine Antwort. Mir kommt da ein Gedanke: die Google Server verstehen sich untereinander als ein großer Supercomputer, der Geographie kennt. Wie wäre es so etwas aus privaten Rechnern aufzustellen und Dinge wie Twitter selbst zu bauen, Cloud-based? Einfach ein Progrämmchen schreiben, welches x% von Prozessor und x-MB gestattet bekommt, x% der Bandbreite nutzen darf und in seiner Sandbox alles ausführen kann. Das zum freien Download und in weniger als fünf Stunden steht der interkontinentale Supercomputer.

  13. Netzpolitik.org könnte ja den anfang machen und seinen identifiziert.ca account wieder beleben und von dort aus meinet wegen die meldungen noch an twitter weiter leiten. Anstatt wie momentan nur zu twittern…

    1. gnufriend: Ist geplant. Ich geb identica nochmal eine Chance und schau mal, ob die Brücke zu Twitter mittlerweile in Echtzeit funktioniert. Ich hab irgendwann aufgegeben, als es teilweise Stunden dauerte, bis ein Tweet mal wietergeschickt wurde.

  14. @Christian
    Jepp, genau genommen sind es 10002 Kartennummern. Die Liste ist aber bereits gelöscht.
    Denke mal, die haben dort gut abgeräumt, sicher werden die veröffentlichten Daten nur ein Bruchteil dessen sein.

    Interessant, dass sich so viele unbedarfte Facebook und Twitter-User hinreißen lassen, da mitzumachen, und dann mit Klarnamen im Account.
    —-
    Facebook hat übrigens direkt nach den Visa-Angriff suspendiert.

  15. theoretisch brauch nur jeder einen torrent erstellen mit einer announce url zu dem „ziel“ den in den client werfen und fertig

    vorzugsweise nimmt man einen alten clienten (bitcomet 0.5x) um die announce time runter zu schrauben ;)

  16. Wenn das alles nur ein Fake sein sollte, damit Leite massenweise Ihre MasterCards sperren, find ichs … sagen wir mal … ne ziemlich pfiffige Idee ^^

  17. @Linus: Öhm. Ich weiß. Ich steh‘ da auch drauf. Kam das falsch rüber? *g*

    Pssst – ich weiß nicht was Du mir damit sagen willst #aufderDatenleitungsteh#

    Und ich dachte schon es war ein Fehler kein Follower zu sein…ich wusste doch mich stört was dran. Im übrigen umgehe ich auch google – soweit ich es kann. Geht hier auf der HP aber nicht, weil ich sonst ken Captcha bekomme(?!). ;)

  18. @Derwish: das war ein FUD. Trollerei, sonst nix. Da hat keiner abgeräumt. Da wissen nur ein paar Deppen nicht, was ein ddos ist und haben panik vor ganz böser hackerei.
    ganz ruhig. nicht alles glauben, was im netz steht.

  19. @markus: Die Brücke von identi.ca zu Twitter klappt einwandfrei, ich nutze das schon eine Weile und die Tweets kommen spätestens nach 1-2 Minuten bei Twitter an.

  20. @DonDahlmann
    Kannst du mal erklären, wie man identi.ca mit Twitter verknüpft? Du sprichts ja von „durchposten“.

  21. @W.M.
    Kannst Du knicken. Der Upload reicht nicht und die Anwendung ist auch eine ganz andere. Bei P2P ist es egal, ob ein Paket 10 Minuten früher oder später ankommt. Bei Webseiten nicht, maximal bei statischen Seiten, wie den Wikileaks Sachen. Bei Diaspora funktioniert das auch nur, weil die Daten zwischen Server hin und her geschickt werden und auf den Servern zwischengespeichert (Das sind GB weise Daten). Ausserdem sind die Daten nicht so zeitkritisch wie bei Twitter. Ein Profil ruft man nicht ständig auf und ändert sich auch nicht dauernd.

    Du wirst z. B. Probleme bekommen, wenn Du Dein Profil änderst und sich das Profil erst überall verteilen muss oder sich jeder Dein Profil erst anfordern muss, damit es aktuell ist. Der Datenverkehr wäre bei Twitter Daten totaler Overkill.

    Stell Dir vor, jede Nachricht im Netzwerk müsste bei jedem User ein und wieder raus gehen. Das funktoniert so leider nicht. Identi.ca ist auch nicht dezentral, sondern nur offen programmiert, um sich eigene Seiten anlegen zu können. Nur auch das ist unpraktikabel.

  22. Identi.ca funktioniert recht gut und ein eigener Server auf Basis dieser Software ist auch schnell aufgesetzt. Damit klappt übrigens auch der beidseitige Sync mit Twitter so halbwegs. (Die Software kann es, ist bei identi.ca nur deaktiviert)

  23. Absolut richtig! Wir müssen aus der Abhängigkeit von irgendwelchen Firmen raus! Das betrifft besonders die amerikanischen, die – wir wir jetzt sehen – nur zu gern willfährige Erfüllungsgehilfen der US-Regierung sind. Unabhängigkeit schaffen nur P2P-Lösungen, bei denen jeder Einzelknoten ersetzbar ist.

    Besonders spannend ist die Herausforderung, P2P-Lösungen auch für Zahlungssysteme, Schneckenpost usw. zu entwickeln.

  24. Ähm… ich kann hier nur den Kopf schütteln, wenn ich diese Kommentare lese. Seine Meinung kund zu tun und damit auch Protest auszudrücken, ist etwas völlig anderes als zu Straftaten aufzurufen.

    Und ich möchte mal gerne wissen, was die armen Mastercard + Visa Kunden, deren Daten nun im Netz sind, dafür können, dass Mastercard + Visa keine Payments mehr für WikiLeaks abwickeln?

    Sorry bei aller Sympathie für WikiLeaks gehen diese Dinge völlig zu weit und schaden nicht nur WikiLeaks, sondern dem Netz allgemein.

  25. Wenn zu Straftaten aufgerufen wird kann der Account deaktiviert werden. Und diese Anonymous Chaoten nerven sowieso, da deren einziger Zweck Protestieren ist. Kann mich nicht erinnern, dass die jemals irgendwas sinnvolles gemacht haben. Wie wäre es denn mal damit für etwas zu sein? Etwas zu gestalten? Nicht immer nur gegen alles zu sein.

  26. @3, @19, @20

    Bin ich schon so alt?

    Es *gibt* ein dezentrales Netz, immer noch: Usenet.

    Ja, das ist nicht bunt und klick, das ist nur mit Text und mit ohne Bilder, aber es lief und laeuft seit Jahrzehnten, es ist stabil und es laesst sich nicht an einem zentralen Platz zensieren, auch nicht an fuenf Plaetzen.

    Dirk

  27. Ich muss Claudia absolut recht geben.

    Das einzige was diese Hackerspinner erreicht haben ist, sich kurz zu profilieren und die öffentliche Meinung gegen WikiLeaks zu stimmen. Tolle Sache, und genau im Interesse der „Großen“.

    Und was können MasterCard und Visakunden dafür, zumal einige von uns Wikileaks etwas gespendet haben?

    Vandalismus diskreditiert die Motivation der Vandalen immer mehr als das Ziel, aber das müssen einige Leute wohl noch lernen. Schockiert bin ich, dass die Piratenpartei – die sich bei der nächsten Wahl meiner Stimme fast sicher war – offenbar nicht verstehen kann, wieso Twitter diesen Account – zu recht, und meiner Meinung nach viel zu spät – gesperrt hat.

    Es gibt wohl wirklich keine Partei die wählbar ist. Schade.

  28. was sich hier zeigt geht doch viel weiter:

    Die naive Vorstellung das zentralisierte Dienste im Internet „frei“ sind (oder es jemals waren) ist eine Fehleinschätzung. Im Gegenteil, man muss festhalten, dass sie kontrolliert und instrumentalisiert werden. So kann, um bei diesem Beispiel zu bleiben, Twitter bei der einen „Revolution“ (Iran) zur Destabilisierung eines Regimes beitragen, bei der anderen im Westen wird jegliche relevante Koordination unterbunden (so weit dies ohne komplett die Hosen runter zu lassen möglich ist).

    „Das Internet“ kann also ebenso als politisches Werkzeug des Establishments genutzt werden, wie es dieses entlarven kann. Die entscheidende Frage an Euch, liebe Gemeinde der Fachkundigen, ist deshalb: Wie kann ein funktionierendes und effizientes dezentrales Web generell und spezifisch aussehen?

    Eines ist jedenfalls sicher: Beim nächsten Mal werden die Liebermans und Palins dazugelernt haben und sich weniger dämlich anstellen.

  29. An dieser Stelle sollte man auch nochmal das alte ICQ-System hervorheben:

    auch hier findet zentrale Datenerhebung in riesigem Umfang statt. Ich habe schon vor Jahren auf Jabber (dezentral und GPG-verschlüsselt) umgesattelt mit dem Ergebnis, dass ich in Miranda ICQ behalten musste, da keiner meiner Kontakte was mit Jabber anfangen konnte.

    Hmm für den Appell wohl das falsche Board, hmm? :D
    Also alle die noch auf dem alten ICQ-System unterwegs sind – schaut Euch bitte nach Alternativen um. Freie Meinungsäußerung wird es wohl auch bei ICQ nicht geben.

  30. @ Claudia Sommer: EXACTLY!!!! Genau das wird denke ich mir passieren. Die USA werden sich aufgrund dieser Aktion mit neuen Bestimmungen bzgl. Internet einbringen.

    Ganz ehrlich: Ich finde die Aktion eine doofe Sache. Den Schaden haben alle User und Geschäftsleute, die von den Diensten abhängig sind. Weitere Gesetze bringen nur noch mehr Frust ins Netz – welche dann wieder Hackernagriffe hervorrufen. Wie bei den Viren und Trojanern – die Einen basteln fleißig, die Anderen versuchen, die User zu schützen. Scheiss Spiel.

  31. Apropos neue Bestimmungen – gerade im gulliforum gefunden:

    „Protect Whistleblowers: Often the best source of information about waste, fraud, and abuse in government is an existing government employee committed to public integrity and willing to speak out. Such acts of courage and patriotism,[…]“

    http://change.gov/agenda/ethics_agenda/

    Es ist das quasi Wahlprogramm von Obama… *g*

  32. Es wurde bereits mehrfach erwähnt, ich kann nur wiederholen. Jeder, der es noch nicht kennt, sollte sich mal http://identi.ca/ näher anschauen. Technisch gesehen schlägt es Twitter um Längen. Und ja, die Weiterleitung der eigenen Nachrichten zu Twitter ist eine Standardfunktion.

  33. @Parse: Da kann ich ja nur laut lachen. Paypal hat sich nicht UMentschieden, sondern gibt der Wau-Holland-Stiftung das Geld, was sie ohnehin eingenommen hat – das ihr also ohne Zweifel zusteht. Der Account bleibt aber weiterhin suspendiert.

    Das Ganze, nachdem die Stiftung rechtliche Schritte eingeleitet hat. Anonymous wird dabei wohl kaum eine Rolle gespielt haben. Und nein, es ist kein Sieg, kein Zurückziehen, sondern einfach nur eine pure Selbstverständlichkeit.

  34. Na gut, ich geb zu, dass ich nicht so im „Stoff“ stehe, musst nicht gleich böse werden, bin halt kein Nerd. Aber immerhin kriegen die jetzt ihr Geld – ich bin halt so einfach – aber ich bin Pro-Wikileaks. Meine Schwerpunkt liegen auf anderen Gebieten – da brauchen wir auch Leaks

  35. @Parse: Sollte nicht böse klingen.
    Mit „Meine Schwerpunkt liegen auf anderen Gebieten – da brauchen wir auch Leaks“ hast du absolut recht. Und damit das geschieht, brauchen wir nicht ein, sondern entweder 1000 oder ein dezentrales Wikileaks, eine Umverteiungsplattform, wie openleaks sie werden will.

  36. Natürlich ist es plausible den Account zu sperren weil Kreditkartendaten verlinkt wurden. Wurden sie aber wirklich? Einen guten Grund zu (er)finden ist leichter als abzuwarten bis er wirklich kommt

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