Wie der Iran das Netz gegen die Opposition nutzt

Der Christian Science Monitor hat über die Medien-Nutzung des iranisches Regimes gegen die Opposition geschrieben: Iran uses Internet as tool against protesters. Mittlerweile werden z.B. Strategien, wie die Veröffentlichung von Fotos auf Regime-nahen Webseiten, angewendet, wo die Leser die Demonstranten identifizieren sollen.

Glück im Unglück für die Opposition: Der Iran hat noch keine intelligente Videoüberwachung, die automatisch Personen identifizieren kann. Sicherlich auch nur noch eine Frage der Zeit.

Die Financial Times berichtet ebenfalls darüber: Tehran calls for informants on protesters.

In einer Antwort auf einen positiven Beitrag von Clay Shirky über die Vorteile des Netzes für die iranische Opposition hat der Wissenschaftler Evgeny Morozov einen interessanten Beitrag im Prospect-Magazine geschrieben, der in eine ähnliche Richtung wie der Christian Science Monitor geht: Why the internet is failing Iran’s activists.

Paying too much attention to who controls communication networks obfuscates the fact that the Iranian government has other ways to control the internet. One unfortunate consequence of limiting our analysis of internet control to censorship only is that it presents all authoritarian governments as technophobic and unable to capitalise on new technologies. This may have well been the case five years ago but this is no longer so.

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11 Ergänzungen

  1. Also, dass Technik auch gegen Menschen eingesetzt werden kann, sollte doch hier niemanden – besonders nicht Herrn B. – wundern. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die ganze Berliner-Blog-Szene etwas blauäugig ist. Web2.0-Dienste helfen Unterdrückten im Prinzip gar nicht. Es ist nett, wenn man sich in eh schon demokratischen Staaten etwas über sein iPhone unterhalten oder verabreden möchte; woanders braucht es aber ein ziemlich gutes Technikverständis um frei zu kommunizieren. Besonders die Kenntnis wann man bestimmte Techniken eben nicht einsetzt, auch wenn es evtl. praktisch wäre.

    1. @Icke: Bisher hat sich hier auch niemand gewundert. In vielen deutschsprachigen Medienberichten kommen allerdings viele Menschen zu Wort, die das alles etwas positiver sehen.

  2. @Markus: Okay, dann nehme ich meine Behauptung mal zurück. Magst Du „die deutschsprachigen Medienberichten“ kurz nennen? Dann wird es verständlicher. Mir fällt da nur Zeit-Online ein…

    Viele Zeit-Online Kommentare wirken so unprofessionell, dass man glaubt, die Meinung dort wird während der ersten Fassung entwickelt und danach nicht mehr reflektiert oder gar revidiert. Dann doch lieber Papier oder Blogs.

    1. @Icke: Zeit Online gehört noch zu den besseren. Konkret hab ich gerade keine Zeit zum Links raussuchen, aber in Radio-Beiträgen tauchen immer wieder Medienwissenschaftler auf, die die negativen Seiten zu wenig beleuchten.

  3. @Markus: Na, da haben wir ja beide eine Menge behauptet.

    http://eprints.vu.edu.au/15230/

    Leider habe ich nicht die Zeit es zu lesen oder den Hintergrund zu überprüfen. Aber immerhin habe ich jetzt mit Link um mich geworfen der die Debatte ja irgendwie quasi… Ich hoffe Du siehst da ein Muster…

  4. Mich wundert das augenblickliche Desinteresse das schon ein bisschen bitter ist. Vor ein paar Monaten hat die halbe deutsche Twitteria ihr Profilbild grün gefärbt und sich solidarisiert. Und jetzt?

    Wer sich diese Menschenjagdbilder auf http://www.rajanews.com/ anguckt, dem wird echt anders. Mädchen mit manikürten Fingernägeln und Smartphones die mit rot umkringelten Kopf zum Abschuss freigegeben wurden.

    Schön wäre mal eine breitere Technikdebatte über politische Hackerarbeit. Und mehr technisches Wissen.

  5. Auch wenn das Regime das Netz gegen die Regimekritiker nutzt, früher oder später wird das Folterregime in die Knie gehen. Ich hoffe nur das nicht zu viele Menschen Opfer werden. Nur was kommt nach dem Mullah-Staat?

  6. Ich glaube über technische Maßnahmen öffentlich und „speziell“ zu reden bringt nicht viel. Man kann auch so viel dazu im Netz finden. Man muss es nur geschickt kombinieren – wer das nicht bis jetzt kann, sollte es lassen. Internet ist nicht nur Internet, es geht ja im Prinzip nur darum digitale Information „irgendwie“ elektronisch zu übermitteln. Manchmal ist eine gut erzogene Brieftaube mehr.

    Gefühlt sind Veränderungen oft Zufälle. Es kommt auf die normalen Leute an. Diese müssen im richtigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung treffen. „Richtig“ kann hier bei auch einfach Zufall, zögern oder eine Fehleinschätzung sein.

    Technik und Bücher können helfen hier evtl. ein besseres Umfeld zu schaffen, aber letztendlich entscheidet wohl jeder Mensch allein. Was wohl Camus heute schreiben würde?

  7. Also ich muss an dieser Stelle mal einwenden, dass die Regierung im Iran vielleicht nicht so unrecht hat mit den angewendetetn Methoden.
    Das Problem ist ja, dass die grüne Revolution nicht aus dem Volk kommt. Von sich von innen heraus, sonder sie ist wie bei der orangen Revolution angeregt und geführt worden von u.a. amerikanischen \Institutionen\. Leider bisher nur als Printausgabe: \ \Operation Ajax2\ und die CIA\, Hintergrund (www.hintergrund.de), 4. Quartal 2009.
    Darin wird schön beschrieben, welche eigenartigen Zufälle bei der Revolution eine Rolle spielen, wer wirklich getwittert hat, …. Es läuft wohl wie beim Irak. Erst war es gut und brauchbar. Wenn der Herrscher nimmer mitspielt, muss was passieren. Die CIA war schon mal im IRAN an einem Machtwechsel beteiligt. …
    (Sprengt hier aber sicherlich den Rahmen).

  8. Ach die Iraner haben genug Probleme.
    Am Ende wird sich hoffentlich die Gerechtigkeit durchsetzen und wir Europäer werden erkennen, dass man mit Überwachung nichts Unrechtes erzwingen kann.
    Man kann es höchstens etwas verzögern.

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