Wikileaks-Diskussionswoche in Berlin

Diese Woche gibt es gleich drei Veranstaltungen rund um Wikileaks und Transparenz in Berlin.

Heute Abend gibt es um 20 Uhr in der Heinich-Böll-Stiftung die Diskussion „Whistleblowing, WikiLeaks und die neue Transparenz“.

Spätestens seit der Veröffentlichung der US-Botschaftsdepeschen durch WikiLeaks ist Whistleblowing in aller Munde. Dabei ist das Leaken von geheimen Informationen nicht erst seit WikiLeaks ein wirksames Mittel zur Herstellung von Öffentlichkeit und Transparenz. Der wohl berühmteste Fall ist die Watergate-Affäre in den frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Durch die Digitalisierung ist die Veröffentlichung geheimer Informationen einfacher geworden: während in den 70ern noch nächtelang Dokumente abfotografiert oder fotokopiert werden mussten, reicht heute ein USB-Stick, um tausende von Dokumenten zu vervielfältigen. Whistleblowing-Plattformen ermöglichen dann die anonyme Verbreitung dieser Informationen.

Welche Auswirkungen hat die neue Transparenz auf die Gesellschaft? Wie muss eine ideale Whistleblowing-Plattform aussehen, die nicht die Fehler von WikiLeaks wiederholt? Wie verändert sich der investigative Journalismus durch diese Plattformen? Wie kann zur Förderung öffentlicher Transparenz eine sinnvolle Zusammenarbeit der politischen, gesellschaftlichen und medialen Akteure aussehen?

Mit:

* Daniel Domscheit-Berg: ehemaliger Sprecher von WikiLeaks, jetzt beteiligt an OpenLeaks
* Constanze Kurz, Informatikerin und Sprecherin beim Chaos Computer Club
* Konstantin von Notz, MdB, Bündnis 90/Die Grünen
* Moderation: Meike Laaff, die tageszeitung

Am Donnerstag lädt die Deutsch-Amerikanische Vereinigung der Parlamentsmitarbeiter/innen (DAVP) um 17 Uhr in den Bundestag zur Diskussion „Wikileaks und die Folgen“:

Nachdem Wikileaks die Berichte der US-Botschaften veröffentlicht hatte, war dies ein Desaster für die US-Diplomatie. Obwohl bisher nur ein Zehntel der über 250.00 Dokumente veröffentlichet wurden, mussten die Botschafter weltweit bei den Regierungen und in der Öffentlichkeit um Verständnis werben. Paypal und Master-Cards stoppten die Konten für Wikileaks. Ist die Internetseite kriminell oder aber so wichtig wie das Informationsfreiheitsgesetz.

Darüber diskutieren:

* Mitchell Moss, Pressesprecher der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland
* Frank Rieger, Pressesprecher des Chaos-Computer-Clubs
* Dr. Konstantin von Notz, MdB, netzpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Paul-Löbe-Haus, Saal 4.200. Interessierte ohne Hausausweis können sich per E-Mail anmelden bei: herbert.fleischhauer@bundestag.de (Bitte Vornamen, Namen und Geburtsdatum angeben. Sie können dann über den Eingang Paul-Löbe-Haus Süd gegenüber dem Reichstagsgebäude zur Veranstaltung kommen).

Direkt im Anschluß kann man rüber zur Humbold-Universität, wo um 18:30 Uhr das SPIEGEL-Forum im Audimax-Hauptgebäude, Unter den Linden 6 beginnt:

Mit brisanten Veröffentlichungen geheimer Videos und Dokumente ist WikiLeaks auf der ganzen Welt bekannt. Seit den Enthüllungen geheimer Dokumente aus US-Botschaften sowie über die Kriege in Afghanistan und im Irak wird die Organisation, insbesondere ihr Gründer Julian Assange, von den USA als Staatsfeind bezeichnet und mit aller Macht verfolgt.

Welche Konsequenzen die Enthüllungsplattform für den investigativen Journalismus hat und ob sie eine Gefahr für Demokratie und Meinungsfreiheit ist, darüber diskutieren die SPIEGEL-Redakteure Marcel Rosenbach und Holger Stark mit dem Bundesinnenminister Thomas de Maizière und dem Publizisten Jakob Augstein.

Bei allen drei Veranstaltungen ist der Eintritt frei.

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10 Ergänzungen

  1. Warum finden eigentlich alle Veranstaltungen der letzten Jahre zu sämtlichen Themen in Berlin statt? Das geht mir auf die Ketten.

    Wahrscheinlich sind die Macher und Gäste zu faul, um sich mal in die Niederungen anderer Gebiete zu bequemen bzw. sich vom Arbeitsplatz Berlin zu entfernen. Ich scheiße auf Berlin.

  2. Ich finde es noch immer unglaublich schade, dass das Thema der Transparenz von Verwaltungshandeln qua Gesetz nicht ausreichend thematisiert wird. Die Europäische Union ist da das große Vorbild, und da tut sich eine Menge. Kaum einer nimmt das wahr.

    Die „Leaks“ können immer nur zufällige Ausnahmen sein vom überall wichtigen Grundsatz der Vertraulichkeit, und wenn nicht illegal in der Veröffentlichung, so kommen diese Schriften doch auf jeden Fall durch nicht pflichtgemäßes Handeln an ihrer Quelle an die Öffentlichkeit. Die Auswahl ist willkürlich. Die Inflationierung von Leaks durch diese Plattformen finde ich fragwürdig. Ich wünsche 1% der öffentlichen Aufmerksamkeit von Wikileaks&Co für die anstehenden Reformen der „Sunshine Laws“.

    Der Wikileaks Skandal war für Deutschland bislang vorteilhaft, weil die Spionage eines Bündnispartners gegen unsere Regierung aufgedeckt wurde, – übrigens ohne dass der verantwortliche Botschafter die üblichen Konsequenzen gezogen hätte. Daher wirkt es auf mich etwas merkwürdig wie seine Leute nun gegen den Dienst öffentlich agitieren.

    Dabei gibt es durchaus eine Notwendigkeit für Kritik an der selbstherrlichen Vorgehensweise und Inszenierung der Leak-Industrie. Es ist eine neue Qualität, dass Dokumente weitergegeben werden, weil irgend jemand Zugriff darauf hat, und dass Pflichtverletzung im Amt zum neuesten Internet-Geschäftsmodell wird.

  3. @ markus & Riestah: Habt dank! Werd’s mir heute Abend mal anschauen.

    Schätze aber, dass zumindest die Uni auch noch einen Stream anbieten sollte. Großer Aufwand ist’s ja nicht. Ging ja beim Sixtus vs. GVU-Talk auch ohne Probleme und viel Aufwand (soweit ich das gesehen und mitbekommen habe).

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.